Montag, 10. August 2020
1989
1989 richtete die Schweiz zum zweiten Mal den ESC aus, Austragungsort war am 6. Mai Lausanne, zu den Gastgebern gehörte Lolita Morena, die zeitweise Lothar Matthäus‘ Ehefrau war. Zypern nahm wieder teil, sodass wieder 22 Lieder am Start waren.

Das deutsche Fernsehen verzichtete auf eine Radioauswahl, zudem hatte die Vorentscheidung nur noch 10 Teilnehmer, unter ihnen Andreas Martin. Sieger wurde das Lied „Flieger“, gesungen von Nino de Angelo. Dieser hatte 1983 großen Erfolg mit „Jenseits von Eden“, dem zu diesen Zeitpunkt meistverkauften deutschsprachigen Tonträger. Seinen Wettbewerbsbeitrag komponierte Dieter Bohlen; er belegte Platz 14.



Dieter Bohlen und der Texter Joachim Horn-Bernges waren doppelt beim ESC vertreten, denn sie schrieben auch den Beitrag Österreichs. „Nur ein Lied“, gesungen von Thomas Forstner, war deutlich erfolgreicher und belegte Platz 5.



Ein Flamenco mit italienischer Titelzeile – das kann nur der Beitrag Finnlands sein. Anneli Saristo belegte mit „La dolce vita“ Platz 7.



Der türkische Beitrag „Bana bana“, gesungen von Pan, belegte nur Platz 21, fiel aber durch den beeindruckenden Körpereinsatz des Dirigenten Timur Selçuk auf.



Gleich zwei Länder präsentierten sehr junge Interpreten: Nathalie Pâque aus Frankreich war erst 11 Jahre alt, Gili aus Israel 12 Jahre. Da auch in den Vorjahren, wie berichtet, Sänger teilnahmen, die definitiv noch schulpflichtig waren, und es deswegen immer mehr kritische Stimmen gab, beschloss die EBU vom Folgejahr an ein Mindestalter von 16 Jahren. Für die Statistik: Frankreich belegte Platz 8, Israel Platz 12.





Die Schweiz präsentierte ihren bislang einzigen Beitrag auf Rätoromanisch, und die gefürchteten 0 Punkte gingen diesmal nach Island; der Kommentator des deutschen Fernsehens, Thomas Gottschalk, befand, der Sänger Daníel Ágúst Haraldsson erinnere ihn an ein Fischstäbchen. Luxemburg setzte jetzt wieder auf einheimische Musikproduktionen, das Lied „Monsieur“, gesungen von der Gruppe Park Café, belegte Platz 20.

Überraschungssieger des Abends war erstmals Jugoslawien. Mit dem Sieg des Liedes „Rock me“, interpretiert von der Gruppe Riva, hatte wohl auch die Plattenfirma nicht gerechnet, es dauerte lange, bis die Tonträger auch außerhalb des Landes erhältlich waren, und sie stießen auf denkbar geringes Interesse. „Rock me“ gehört zu den kommerziell erfolglosesten ESC-Siegern.

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Sonntag, 9. August 2020
1988
Zum dritten Mal fand der ESC am 30. April 1988 in Dublin statt, und erstmals seit 1979 wurde er wieder von zwei Personen moderiert. Zyperns Beitrag wurde kurz vor dem Wettbewerb wegen Vorveröffentlichung disqualifiziert, sodass 21 Teilnehmer verblieben.

Bei der deutschen Vorentscheidung trat Cindy Berger, die gemeinsam mit ihrem damaligen Mann Bert beim ESC 1974 gesungen hatte, als Solistin an, sie traf u.a. auf Bernhard Brink, Tommy Steiner und G. G. Anderson. Der Siegertitel „Lied für einen Freund“ wurde von Maxi & Chris Garden gesungen, einem Duo aus Mutter und Tochter, das im Vorjahr bereits Platz 2 der Voraussetzung belegt hatte, aber außerhalb des ESC nicht in Erscheinung trat. Meike „Maxi“ war zum Zeitpunkt des Wettbewerbs 13 Jahre alt; das Lied belegte Platz 14.



Der zum Zeitpunkt des ESC bekannteste Künstler war Gérard Lenorman, er vertrat Frankreich mit „Chanteur de charme“ und belegte Platz 10. Er war 1978 mit „La ballade des gens heureux“ international erfolgreich.



Ebenfalls 1978 hatte Scott Fitzgerald, damals im Duett mit Yvonne Keeley, einen Hit mit „If I had words“. 1988 vertrat er solo das Vereinigte Königreich mit „Go“ und belegte Platz 2. Übrigens: Auch Yvonne Keeley nahm einmal am ESC teil, sie war 1972 eine der niederländischen Chorsängerinnen.



Die belgisch-kanadische Sängerin Lara Fabian erreichte mit „Croire“ Platz 4, sie vertrat Luxemburg. International wurde sie vor allem durch „I will love again“ im Jahr 2000 bekannt.



Auch der niederländische Vertreter Gerard Joling hatte seinen größten Erfolg noch vor sich: Mit „No more bolero‘s [sic!]“ erreichte er 1989 die Verkaufslisten in mehreren Ländern. Beim ESC Kam er mit „Shangri-La“ auf Platz 9.



Wieder beendete ein Beitrag den Abend mit 0 Punkten, diesmal betraf es das Lied aus Österreich, und Spanien bewies wieder eindrucksvoll, dass es den Menschen dort nicht möglich ist, zwei Konsonanten am Wortbeginn auszusprechen. Aus Stockholm wird dort Estocolmo, und aus der Slowakei Eslovakia, nicht umsonst heißt das Land in Landesprache España. Vor diesem Hintergrund ist es nur logisch, dass La Década Prodigiosa ihr Lied „Made in Spain“ nannten, aber ‚Made in Espain“ sangen.



Bei der Wertung kristallisierte sich bald ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem Vereinigten Königreich und der Schweiz heraus, das bis zum Schluss spannend blieb: Vor der letzten Jury aus Jugoslawien hatte das Vereinigte Königreich 136 Punkte und die Schweiz 131. Als die Schweiz 6 Punkte bekam, lag sie zwar mit einem Punkt in Führung, konnte aber noch überholt werden. Erst das abschließende ‚And finally France 12 points“ brachte die Gewissheit, dass die Schweiz nach 1956 zum zweiten Mal gewann.



„Ne partez pas sans moi“ wurde von der Kanadierin Céline Dion gesungen, die in ihrer Heimat schon ein Kinderstar war und auch im französischsprachigen Raum eine gewisse Popularität hatte, darüber hinaus aber weitgehend unbekannt war – und vorerst auch blieb, der Siegertitel war nirgendwo ein kommerzieller Erfolg. Céline Dion wurde unabhängig vom ESC mit englischsprachigen Liedern bald darauf erfolgreich, „My heart will go on“ aus dem Jahr 1998 zählt zu den meistverkauften Tonträgern der 1990er Jahre weltweit.

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1987
Der ESC 1987 fand am 9. Mai in Brüssel statt. Moderatorin war die Sängerin Viktor Lazlo, die auch durch ihre mehrmaligen Kostümwechsel mit extravaganten Ohrringen auffiel und außer Konkurrenz ihr Lied "Breathless" vorstellte. Griechenland und Italien kamen zum Wettbewerb zurück, und mit 22 Teilnehmern wurde ein neuer Rekord aufgestellt.

In Deutschland gab es wieder eine Vorauswahl im Radio; neben Bernhard Brink nahmen auch Michael Hoffmann, der mit seinem mittlerweile verstorbenen Bruder Günther zusammen Deutschland 1983 vertreten hatte, und das Duo Rouge, der nach Sandras Weggang verbliebene Rest der Gruppe Arabesque, teil. Den Siegertitel "Lass [Laß] die Sonne in dein Herz" sangen Wind, die schon 1985 für Deutschland gesungen hatten, allerdings in geänderter Besetzung; statt Rainer Höglmeier war jetzt Andreas Lebbing der Sänger. Außerdem gehörte jetzt auch Rob Pilatus zur Gruppe, wenn auch nur kurzzeitig. Er wurde später als Mitglied von Milli Vanilli berühmt (oder soll ich sagen berüchtigt?). Wieder belegten Wind Platz 2 beim ESC.



Italien setzte wieder einmal auf international bekannte Künstler; Umberto Tozzi und Raf waren normalerweise als Solisten erfolgreich, "Gente di mare" sangen sie gemeinsam. Fun Fact: Laura Branigan hatte mit Coverversionen beider Sänger ("Gloria" und "Self control") große Hits. Italien belegte Platz 3.




Der wohl ungewöhnlichste Beitrag des Abends kam aus Israel; die Komiker Avi Kushnir und Natan Datner nannten sich "Lazy Bums" und sangen, verkleidet als Blues Brothers, "Shir habatlanim", das Faulenzerlied. Es darf mitgesungen werden: 'Hupa hule hule hule, hupa hupa hule hule'



Der Belgier Plastic Bertrand, der Ende der 1970er Jahre Hits wie "Ça plane pour moi" hatte, trat für Luxemburg an, belegte aber nur den vorletzten Platz. Unterboten wurde dies nur von der Türkei, die den Abend mit 0 Punkten beendete. Der schwedische Beitrag "Boogaloo" sollte eigentlich "Fyra bugg och en Coca Cola" heißen, was aber wegen des enthaltenen Markennamens untersagt wurde. Jugoslawien erreichte mit "Ja sam za ples", gesungen von Novi Fosili, Platz 4 und fiel durch die schluckaufartigen Einwürfe auf.



Sieger wurde zum dritten Mal Irland, und zum zweiten Mal war der Sänger Johnny Logan, der bei "Hold me now" auch Autor war. Es war das erste (und bis 2023 auch einzige) Mal, dass ein Interpret den ESC mehrmals gewann. Viktor Lazlo lobte übrigens auch die optischen Vorzüge des Künstlers.

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1986
Am 3. Mai 1986 wurde der ESC im norwegischen Bergen ausgetragen, und wie im Vorjahr moderierte eine Interpretin den Wettbewerb, die ihr Land 1966 vertreten hatte, nämlich Åse Kleveland. Die Niederlande und Jugoslawien kehrten zurück, dafür fehlten Griechenland und Italien. Erstmals nahm Island teil, nachdem die technischen Voraussetzungen geschaffen waren.

Unter den Teilnehmern an der deutschen Vorentscheidung waren zwei ehemalige Vertreter Deutschlands, nämlich Joy Fleming (1975) und Dschinghis Khan (1979), letztere genau genommen sogar zweimal, denn ein Großteil der Gruppe trat als 'Dschinghis Khan Family' an, während ihr früheres Mitglied Wolfgang Heichel jetzt Teil von 'That's Life' war. Erstmals gab es übrigens keine Vorrunden im Radio. Der Sieg ging an Ingrid Peters, die das von Hans Blum (aka Henry Valentino) geschriebene "Über die Brücke geh'n" sang. Sie hatte zuvor Erfolg mit Liedern wie "Komm doch mal rüber", beim ESC belegte sie Platz 8.



Die Türkei landete einen Rang dahinter und belegte so erstmals einen Platz unter den ersten 10. Das Lied "Halley" handelt von einem Kometen, der damals an der Erde vorbeizog, gesungen wurde es von der Gruppe Klips ve Onlar.



Schweden und Norwegen überraschten mit ihren Kostümen und Choreographien; für Schweden belegten Lasse Holm und Monica Törnell mit "E' de' det här du kallar kärlek?" Platz 5, Norwegen kam mit "Romeo", gesungen von Ketil Stokkan, auf Platz 12.





Erstmals gewann Belgien den ESC; "J'aime la vie" wurde von Sandra Kim gesungen. Im Text ihres Liedes gibt sie an, sie sei 15 Jahre alt, tatsächlich war sie erst 13 und damit die jüngste Siegerin aller Zeiten; durch ihr Alter wurde eine Diskussion angestoßen, die dazu führte, dass ab 1990 ein Mindestalter von 16 Jahren für die Interpreten festgelegt wurde.

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1985
Schweden war am 4. Mai 1985 zum zweiten Mal Gastgeber des ESC, Austragungsort war Göteborg. Der Abend wurde von Lill Lindfors moderiert, die 1966 als Interpretin am Wettbewerb teilgenommen hatte. Sie fiel durch ihre entspannte und humorvolle Art auf; zu Beginn der Wertung blieb ihr Kleid scheinbar an einem Pfosten hängen; Lill Lindfors löste das "Problem", indem sie ein paar Schleifen an ihrem Trickkleid löste und somit wieder vollständig bekleidet war. Ihr lakonischer Kommentar: "Ich wollte Sie nur aufwecken, denn jetzt wird es spannend".



Auch beim schwedischen Kommentar gab die Moderatorin eine Anmerkung; das Lied hieß "Bra vibrationer", was bei englischsprachigen Zuschauern zu Missverständnissen führen kann, denn "bra" bedeutet dort "Büstenhalter". Diese Leute wurden aufgeklärt, dass der Liedertitel nicht das bedeutete, was sie dachten, sondern "Gute Schwingungen". Kikki Danielsson, die ihr Land schon 1982 als Teil des Duos Chips vertreten hatte, belegte Platz 3.



Griechenland und Israel kehrten zum ESC zurück, dafür fehlten Jugoslawien und wegen eines Nationalfeiertags die Niederlande. Für Israel sang der Sieger von 1978, Izhar Cohen, das Lied "Olé olé" und kam diesmal auf Platz 5.



Auch das Ehepaar Al Bano & Romina Power nahm wieder teil, wie schon 1976 vertraten die beiden Italien, und wieder belegten sie den siebten Platz. Mittlerweile waren sie durch Lieder wie "Felicità" auch international bekannt. Die Chorsängerinnen bei "Magic, oh magic" waren, wie schon ihre Kolleginnen im Vorjahr, in den italienischen Nationalfarben gekleidet.



Deutschland nutzte wieder das Auswahlverfahren der vergangenen Jahre, allerdings nahmen immer weniger bekannte Künstler teil; der prominenteste Interpret war Bernd Clüver. Hanne Haller gewann die Vorentscheidung mit dem von ihr geschriebenen Lied "Für alle", für das sie eigens die Gruppe Wind zusammenstellte. Auch beim ESC war der Beitrag erfolgreich, er lag bei den Wertungen lange in Führung, um am Ende Platz 2 zu belegen.



Auch Ralph Siegel war als Komponist erstmals nach seinem Sieg 1982 wieder dabei, diesmal aber nicht für Deutschland, sondern für Luxemburg. Für das Lied "Children, Kinder, enfants" stellte er eine Gruppe aus sechs Solisten zusammen, die sich keinen gemeinsamen Namen gaben, sondern als Margo, Franck Olivier, Diane Solomon, Ireen Sheer, Chris Roberts & Malcolm Roberts auftraten, was bis heute der längste Interpretenname beim ESC ist. Ireen Sheer hatte schon 1974 für Luxemburg und 1978 für Deutschland gesungen. Das Projekt belegte Platz 13.



Den Sieg erzielte erstmals Norwegen, das bis dahin meist eher erfolglos war, was die Moderatorin eben deshalb sichtlich erfreute. "La det swinge" wurde vom Duo Bobbysocks vorgetragen, das aus Hanne Krogh und Elisabeth Andreassen bestand. Für beide war es nicht der erste (und auch nicht der letzte) Auftritt beim ESC, aber der einzige gemeinsame. Hanne Krogh hatte schon 1971 als Solistin Norwegen vertreten, während Elisabeth Andreassen 1982 gemeinsam mit der bereits erwähnten Kikki Danielsson das schwedische Duo Chips bildete; die damaligen Kolleginnen traten also 1985 gegeneinander an. In der englischen Version "Let it swing" wurde das Lied in einigen Ländern ein Achtungserfolg.

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1984
Luxemburg war am 5. Mai 1984 zum vierten Mal Ausrichtungsort des ESC; Désirée Nosbusch war mit 19 Jahren die bis heute jüngste Moderatorin des Wettbewerbs. Allerdings war sie schon seit einigen Jahren populär, schon als Zwölfjährige arbeitete sie bei Radio Luxemburg und wenig später auch für die ARD.

Deutschland blieb beim bewährten Auswahlverfahren, allerdings mit deutlich weniger bekannten Künstlern, der populärste von ihnen war Bernhard Brink – neben Mary Roos natürlich, die die Vorentscheidung gewann und so nach 1972 zum zweiten Mal international am Wettbewerb teilnahm. Ihr Lied „Aufrecht geh‘n“ handelt von den Bemühungen einer Frau, nach einer gescheiterten Beziehung wieder Selbstbewusstsein zu fassen und hatte durchaus autobiographische Züge, denn kurz zuvor zerbrach die Ehe der Künstlerin. Trotz positiver Kritiken erreichte sie beim ESC nur Platz 13.



Für Italien sang Alice, die in den Vorjahren internationale Erfolge wie „Per Elisa“ und „Una notte speciale“ hatte. Ihren Beitrag „I treni di Tozeur“, der von einer Oasenstadt in Tunesien handelt, sang sie im Duett mit dem Autor des Liedes, Franco Battiato. Die drei Chorsängerinnen stellten mit ihren Kleidern die italienische Flagge dar; bei ihrem Solo zitieren sie bruchstückhaft auf Deutsch eine Textzeile aus Mozarts ‚Zauberflöte‘, nämlich „Doch wir wollen ihn dir zeigen und du wirst...“ - die Fortsetzung „… mit Staunen seh‘n, dass er dir sein Herz geweiht“ fehlte, vermutlich aus Zeitmangel. Italien belegte Platz 5.



Der irische Beitrag „Terminal 3“, gesungen von Linda Martin, erreichte Platz 2; geschrieben wurde er vom Siegerinterpreten von 1980, Johnny Logan.



Der türkische Beitrag „Halay“ handelt von einem Tanz und wurde von der Gruppe ‚Beş Yıl Önce, On Yıl Sonra‘ gesungen, was man als eine Art Orakel werten kann, denn der Name bedeutet übersetzt ‚Fünf Jahre zuvor und zehn Jahre später‘, und sowohl 1979 als auch 1994 pausierte die Türkei mehr oder weniger unfreiwillig für jeweils ein Jahr beim ESC.



Der niederländische Beitrag „Ik hou van jou“, gesungen von Maribelle, landete punktgleich mit Deutschland nur auf Platz 13, wurde aber in seiner Heimat ein großer Erfolg; bis heute wurde er von vielen Interpreten gesungen.



Der Sieg ging zum zweiten Mal nach Schweden; die Herrey‘s bestanden aus drei Brüdern, und ihre Titelzeile „Diggi-loo, diggi-ley“ bedeutet in keiner Sprache irgendetwas.

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Samstag, 8. August 2020
1983
Der ESC 1983 fand am 23. April zum zweiten Mal in Deutschland und zum ersten Mal in München statt. Frankreich, Italien und Griechenland kamen zurück zum Wettbewerb, dafür fehlte Irland. Marlène Charell moderierte die Veranstaltung, und zwar durchgehend in drei Sprachen, was zeitweise etwas langwierig wirkte (Der Dirigent, the conductor, le chef d'orchèstre), dazu betätigte sie sich beim Pausenact auch noch als Tänzerin. Diese starke Beanspruchung zehrte offenbar ein wenig an ihrem Konzentrationsvermögen, schon bei den Ansagen machte sie Fehler (den norwegischen Dirigenten z.B. nannte sie 'Johannes Skorgan', sein Name war Sigurd Jansen), bei den Wertungen verwechselte sie oft die Sprachen.

Die Auswahl des deutschen Beitrags entsprach der des Vorjahres, an der Vorrunde beteiligte sich skurrilerweise Rosi Mittermaier, an der Vorentscheidung im Fernsehen nahmen u.a. Wencke Myhre (Deutschland 1968), Ingrid Peters, Bernd Clüver und Costa Cordalis teil. Sieger wurde das Lied "Rücksicht", das von Volker Lechtenbrink getextet und von den Brüdern Hoffmann & Hoffmann gesungen wurde. Diese waren seit Mitte der 1970er mit Liedern wie "Himbeereis zum Frühstück" erfolgreich; sie erreichten Platz 5 beim ESC. Günther Hoffmann nahm sich wenige Monate später das Leben.



Für Israel belegte der Beitrag "Chai" Platz 2. Gesungen wurde er von Ofra Haza, die damals international noch eher unbekannt war, einige Jahre später aber mit "Im nin'alu" einen weltweiten Erfolg landete.



Jugoslawiens Beitrag "Dzuli", gesungen von Danijel, erreichte mit Platz 4 das bis dahin beste Ergebnis des Landes. Die englische Version "Julie" entwickelte sich insbesondere in den Discotheken am Mittelmeer zu einem Sommerhit.



Für Schweden sang die damals 16jährige Carola das Lied "Främling". Sie belegte damals Platz 3, es war der Beginn einer jahrzehntelangen Karriere in ihrer Heimat, auch zum ESC kehrte sie noch mehrfach erfolgreich zurück. Wie es heißt, gefiel dieses Lied dem damals vor Ort anwesenden bayrischen Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß besonders gut.



Der belgische Beitrag "Rendez-vous", interpretiert vom Duo Pas de Deux, bestand nur aus der mehrfach wiederholten Textzeile "Rendezvous, aber ich bin am Ende und sage gar nichts mehr". Dies und auch die Tanzbewegungen kommen uns heute sicher merkwürdig vor, ich gebe aber zu bedenken, dass es die Zeit war, in der New Wave und die Neue Deutsche Welle die Hitparaden dominierten, das Lied also eigentlich hochaktuell war. Allerdings sah man auch hier, dass sich der ESC und die zeitgemäße Musik immer mehr auseinander entwickelten, die Jurys setzten das Lied auf Platz 18.



Hinter dem belgischen Beitrag landeten gleich zwei Lieder, die keinen einzigen Punkt erhielten, was beim (immer noch) aktuellen Wertungssystem selten vorkommt, nämlich die Beiträge aus Spanien und der Türkei. Insbesondere der Türke Cetin Alp geriet nach dem schlechten Ergebnis auch in seiner Heimat stark in die Kritik, von diesem Karriereknick erholte er sich nie. Tragisch: Er verstarb 2004 wenige Tage, nachdem der ESC erstmals in der Türkei ausgetragen wurde. Zu einer Party, die wenige Tage vorher stattfand und bei der viele ehemalige türkische ESC-Künstler noch einmal ihre Beiträge aufführten, konnte er schon nicht mehr kommen. Italien nominierte wieder einen bekannten Sänger: Riccardo Fogli hatte kurz zuvor mit 'Storie di tutti i giorni' einen internationalen Hit; beim ESC wurde er mit "Per Lucia" Elfter.

Am Ende der Wertungen, die sich auch aufgrund der linguistischen Talente der Moderatorin länger als gewöhnlich hinzogen, stand Luxemburg überraschenderweise als Sieger fest; es war bereits das fünfte Mal, dass das Land den Wettbewerb gewann. "Si la vie est cadeau" gefiel nicht allen anwesenden Zuschauern, einige von ihnen verließen nach der Bekanntgabe vorzeitig den Saal, ohne sich das Lied noch einmal anzuhören. Die Sängerin Corinne Hermès äußerte in Interviews im Anschluss an ihren Sieg die Befürchtung, sie könne ein One-Hit-Wonder bleiben. Diese war unbegründet, denn sie war nicht einmal das, der Tonträger war nirgendwo ein nennenswerter Verkaufserfolg.

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1982
Bereits zum siebten Mal fand der ESC am 24. April 1982 im Vereinigten Königreich statt, Austragungsort war diesmal das nordenglische Harrogate. Frankreich zog sich, wie schon im Vorjahr Italien, aus mangelndem Interesse vom Wettbewerb zurück, und auch Griechenland sagte ab, weil die Kultusministerin Melina Mercouri Einspruch gegen den vorgesehenen Beitrag erhob, den sie für ungeeignet hielt.

In Deutschland gab es eine kleine Änderung beim Vorentscheidungsmodus: Zuerst gab es zwei Vorrunden mit je zwölf Teilnehmern, die im Radio ausgestrahlt wurden und aus denen die Beiträge ermittelt wurden, die sich in einer Fernsehsendung zur Wahl stellen durften. Gleich vier ehemalige Teilnehmer waren dabei, nämlich Paola (Schweiz 1969 und 1980), Séverine (Monaco 1971), Mary Roos (Deutschland 1972) und Jürgen Marcus (Luxemburg 1976), hinzu kam wieder einmal Marianne Rosenberg. Der Sieg ging an das Lied "Ein bisschen [damalige Schreibweise "bißchen"] Frieden", gesungen von der damals 17jährigen Nicole, die im Vorjahr erstmals mit "Flieg nicht so hoch, mein kleiner Freund" auf sich aufmerksam machte. Sie konnte auch den internationalen Wettbewerb gewinnen, mehr dazu später.

1982 nahmen auffällig viele Interpreten mit kurzen Namen und auch kurze Liedertitel teil, so kamen die spanische Sängerin und ihr Lied zusammen nur auf sieben Buchstaben: Lucía sang "Él". Dieser Beitrag hatte eine gewisse subtile politische Brisanz, denn er wurde im Stil eines Tangos komponiert. Der Tango ist der Nationaltanz Argentiniens, und dieses Land befand sich gerade mit dem Gastgeber des Wettbewerb, dem Vereinigten Königreich, im Falkland-/Malvinen-Konflikt.



Auch der israelische Beitrag hatte einen kurzen Namen: "Hora" wurde von Avi Toledano gesungen und fiel auch durch seine Choreographie auf. Platz 2 war das Ergebnis.



Das einzige Lied, das von allen Mitbewerbern Punkte bekam, kam aus Belgien. Stella nahm schon zum dritten Mal am ESC teil, 1970 war sie Mitglied der niederländischen Gruppe Hearts of Soul, und 1977 gehörte sie zu Belgiens Dream Express. Diesmal sang sie "Si tu aimes ma musique" und erreichte Platz 4.



Der Titel des portugiesischen Beitrags "Bem bom" bedeutet übersetzt 'Sehr gut', kann im Kontext aber auch als das Ticken einer Uhr gedeutet werden, denn es geht im Lied darum, wie die Zeit vergeht, Die Gruppe Doce belegte Platz 13, das Lied erwies sich viele Jahre später bei Eurovisionspartys noch als Tanzflächenfüller.



Die Wertung verlief, anders als im Vorjahr, eindeutig, schon früh war klar, dass der deutsche Beitrag gewinnen würde, er bekam aus 14 von 17 möglichen Ländern mindestens 8 Punkte und hatte am Ende 61 Punkte Vorsprung auf Platz 2, sodass es im Saal für Heiterkeit sorgte, als Österreich nur einen Punkt vergab. Dass Luxemburg das Lied gar nicht berücksichtigte und daher auch gar nicht erwähnte, fiel naturgemäß nicht auf, hinzu kam, dass das Land schon sehr früh abstimmte. "Ein bisschen Frieden" traf zu Zeiten des Kalten Krieges offenbar den Nerv der Zeit, und die naiv wirkende Botschaft eines unschuldigen Mädchens war damals wirksamer als aggressive Appelle und stereotype Parolen. Nicole wiederholte ihren Beitrag nach dem Sieg in vier Sprachen und veröffentlichte es sogar in sieben Sprachen und mehreren gemischten Versionen, was ihr zusätzliche Sympathien verschaffte, das Lied wurde international ein großer kommerzieller Erfolg. Nicole wurde einer der umsatzstärksten deutschsprachigen Interpreten der 1980er und 1990er; maßgeblich am Sieg beteiligt war natürlich auch das Autorenteam Ralph Siegel/ Bernd Meinunger, das auch in den vorangegangenen drei Jahren für die deutschen Erfolge verantwortlich war.

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1981
Am 4. April 1981 fand der ESC zum zweiten Mal in Irland statt; Austragungsort war wieder Dublin. Israel kehrte zum Wettbewerb zurück, weswegen sich Marokko wieder zurückzog. Erstmals seit 1976 entsandte Jugoslawien wieder einen Beitrag, und Zypern nahm erstmals teil, dafür blieb Italien dem Contest fern.

Nach den Erfolgen in den Vorjahren blieb Deutschland seinem Vorentscheidungssystem treu, der Sieg ging an das Lied "Johnny Blue", gesungen von Lena Valaitis. Die gebürtige Litauerin hatte seit etwa einem Jahrzehnt mit Titeln wie "Da kommt José, der Straßenmusikant" Erfolge. Passend zum damaligen Jahr des Blinden handelte der Beitrag von einem blinden Jungen, der mit seiner Musik seine Umwelt erreicht. Wie im Vorjahr belegte Deutschland Platz 2.



Zum vierten Mal vertraten Peter, Sue & Marc die Schweiz; jeden ihrer Beiträge sangen sie in einer anderen Sprache. 1981 entschieden sie sich für Italienisch; "Io senza te" wurde auch kommerziell ein Erfolg und kam im Wettbewerb auf Platz 4. Kurz danach trennte sich die Gruppe offiziell, kam aber bei besonderen Gelegenheiten immer wieder einmal zusammen.



Für Luxemburg trat 20 Jahre nach seinem Sieg wieder Jean-Claude Pascal an; sein Lied "C'est peut-être pas l'Amérique" erreichte Platz 11, punktgleich mit dem dänischen Beitrag, gesungen, wie schon 1979, von Tommy Seebach, diesmal im Duett mit Debbie Cameron, die seinerzeit eine seiner Chorsängerinnen war. In "Krøller eller ej" besangen sie, dass die Hautfarbe oder Aussehen der Menschen völlig egal ist, jeder werde geliebt ('Krauses Haar oder nicht, wir lieben unsere Kinder') - Rassismus war schon damals ein Thema.



Wie schon drei Jahre zuvor gab es einen Beitrag, der den Abend völlig ohne Punkte beenden musste, und wieder betraf es das Lied aus Norwegen, weswegen einige Beobachter analog zum damaligen Abrüstungsabkommen von einer 'Doppel-Null-Lösung' witzelten. Für Überraschungen sorgten die Kostüme der österreichischen Tänzerinnen und ein Reggae aus Finnland; Zyperns Gruppe Island besang beim ersten Auftritt des Landes eine "Monika" und erreichte Platz 6. Für Zypern startet stets der nicht von der Türkei besetzte griechischsprachige Teil der Insel, weshalb sich einerseits Griechenland und Zypern meist sehr großzügig mit Punkten bedenken, während sich die beiden Länder und die Türkei oft eher ignorieren.



Bei der Punktevergabe kam es nur zu kleinen Problemen; zuerst wollte Österreich, das als erstes abstimmte, die Wertungen in Startreihenfolge und nicht, wie seit dem Vorjahr üblich, in aufsteigender Reihenfolge abgeben, dann verblüffte die jugoslawische Sprecherin, als sie auf die Frage 'May I have your votes, please?' zunächst mit 'I don't have it' antwortete. Es stellte sich heraus, dass sich das Vereinigte Königreich, Deutschland, Frankreich und die Schweiz ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Sieg lieferten, vor der vorletzten Punktevergabe lagen drei Lieder punktgleich in Führung, wodurch Erinnerungen an 1969 wach wurden. Am Ende siegte das Vereinigte Königreich mit vier Punkten Vorsprung vor Deutschland; "Making your mind up" wurde von der eigens für den ESC zusammengestellten Gruppe Bucks Fizz gesungen. Diese hatte in den Folgejahren noch einige weitere Erfolge; das Land gewann zum vierten Mal.

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Freitag, 7. August 2020
1980
Der ESC 1980 geht gleich aufgrund mehrerer Besonderheiten in die Geschichte des Wettbewerbs ein. Israel als Vorjahressieger war auch 1979 schon Ausrichter und bat daher, dass ein anderes Land dies übernehmen könnte, und diesmal sprangen die Niederlande und nicht wie bisher immer das Vereinigte Königreich ein; Austragungsort war, wie 1976, Den Haag. Das Datum der Veranstaltung, der 19. April, war aber ein nationaler Feiertag in Israel, sodass das Land ganz auf eine Teilnahme verzichtete. 1980 ist das bislang einzige Jahr, in dem der Vorjahressieger nicht am Wettbewerb teilnahm, und bis 2023 das letzte, das nicht von diesem ausgerichtet wurde.

Normalerweise meiden die teilnahmeberechtigten arabischen Länder wegen der Anwesenheit Israels den Wettbewerb. Da dieser Hinderungsgrund in diesem Jahr wegfiel, beschloss Marokko, teilzunehmen; es war das erste Mal, dass sich ein afrikanisches Land zum ESC anmeldete. Die im gesamten arabischen Raum immer noch beliebte Samira Bensaïd, die sich mittlerweile Samira Saïd nennt, bekam für ihr Lied „Bitakat hob“ 7 Punkte aus Italien, aber leider keine weiteren, sodass es auf dem vorletzten Platz landete. Israel kehrte 1981 zum ESC zurück, Marokko nahm bislang nicht wieder teil.



Neben Israel fehlte auch Monaco, das erst mehr als 20 Jahre später zum Wettbewerb zurückkehren sollte, dafür war die Türkei wieder dabei.

Deutschland setzte auf das Konzept des Vorjahres, und mit Marianne Rosenberg, Adam & Eve, Roland Kaiser, Stefan Waggershausen und Costa Cordalis nahmen erneut einige namhafte Künstler teil. Wie 10 Jahre zuvor gewann Katja Ebstein die Vorentscheidung, auch damals hatte der ESC in den Niederlanden stattgefunden, und bei ihrer dritten Teilnahme konnte sie wieder das bis dahin beste Ergebnis Deutschlands erzielen, nämlich Platz 2. Noch eine Besonderheit des Jahrgangs: Jedes Lied wurde von einer Person aus dem jeweiligen Land in der Landessprache angekündigt, für den deutschen Beitrag „Theater“ übernahm dies Carolin Reiber; durch ihr rollendes R bekam der Name des Dirigenten Wolfgang Rödelberger einen besonderen Charme.



Die im gesamten deutschsprachigen Raum bekannte Paola („Blue Bayou“) vertrat, wie schon 1969, die Schweiz. Mit „Cinéma“ belegte sie Platz 4.



Die Niederlande als Gastgeber wurden von Maggie MacNeal vertreten; sie nahm bereits 1974 als Teil des Duos Mouth & MacNeal teil. Sie besang nicht die Gastgeberstadt Den Haag, sondern Amsterdam, und belegte Platz 5.



Für Italien sang Alan Sorrenti, damals populär durch „Tu sei l‘unica donna per me“, und Ralph Siegel war als Komponist mit zwei Liedern im Wettbewerb: Er schrieb nicht nur den deutschen, sondern auch den luxemburgischen Beitrag. „Papa Pingouin“ wurde von den Zwillingsschwestern Sophie und Magali gesungen; das Lied wurde 2006 in der Version des Projekts Pigloo erneut ein kommerzieller Erfolg. 1980 erreichte es Platz 9.



Die Türkei setzte auf den nationalen Superstar Ajda Pekkan, und für Belgien startete die Gruppe Télex, die mit ihrer Synthi-Version von „Rock around the clock“ gerade international erfolgreich war. Offenbar war ihre Art von Musik nur bedingt für eine Livedarbietung geeignet, sodass das Lied trotz des Namens „Eurovision“ nur Platz 17 belegte.

Einen Platz davor landete das wohl außergewöhnlichste Lied des Abends: Norwegen wollte in seinem Beitrag „Sámiid ædnan“ auf die Besonderheiten seines nördlichen Landesteils Lappland hinweisen, weshalb ein Angehöriger der dortigen Bevölkerungsgruppe, der Samen, in Landestracht erschien und den typischen Joik-Gesang anstimmte. Die Mischung aus Jazz, Pop und Folklore gefiel den Jurys nur in vier Ländern, die meisten Punkte (nämlich 6) kamen aus Deutschland.



Die Abgabe der Wertungen erfolgte erstmals aufsteigend nach Punkten und nicht mehr in Startreihenfolge, wodurch einerseits die Spannung erhöht wurde und andererseits Unregelmäßigkeiten wie 1976 und 1977, in beiden Jahren musste das Ergebnis nachträglich geändert werden, minimiert werden sollten. Am Ende gewann der irische Beitrag: „What‘s another year“ wurde von Johnny Logan gesungen. Es war der zweite Sieg für das Land.

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