Samstag, 8. August 2020
1982
Bereits zum siebten Mal fand der ESC am 24. April 1982 im Vereinigten Königreich statt, Austragungsort war diesmal das nordenglische Harrogate. Frankreich zog sich, wie schon im Vorjahr Italien, aus mangelndem Interesse vom Wettbewerb zurück, und auch Griechenland sagte ab, weil die Kultusministerin Melina Mercouri Einspruch gegen den vorgesehenen Beitrag erhob, den sie für ungeeignet hielt.

In Deutschland gab es eine kleine Änderung beim Vorentscheidungsmodus: Zuerst gab es zwei Vorrunden mit je zwölf Teilnehmern, die im Radio ausgestrahlt wurden und aus denen die Beiträge ermittelt wurden, die sich in einer Fernsehsendung zur Wahl stellen durften. Gleich vier ehemalige Teilnehmer waren dabei, nämlich Paola (Schweiz 1969 und 1980), Séverine (Monaco 1971), Mary Roos (Deutschland 1972) und Jürgen Marcus (Luxemburg 1976), hinzu kam wieder einmal Marianne Rosenberg. Der Sieg ging an das Lied "Ein bisschen [damalige Schreibweise "bißchen"] Frieden", gesungen von der damals 17jährigen Nicole, die im Vorjahr erstmals mit "Flieg nicht so hoch, mein kleiner Freund" auf sich aufmerksam machte. Sie konnte auch den internationalen Wettbewerb gewinnen, mehr dazu später.

1982 nahmen auffällig viele Interpreten mit kurzen Namen und auch kurze Liedertitel teil, so kamen die spanische Sängerin und ihr Lied zusammen nur auf sieben Buchstaben: Lucía sang "Él". Dieser Beitrag hatte eine gewisse subtile politische Brisanz, denn er wurde im Stil eines Tangos komponiert. Der Tango ist der Nationaltanz Argentiniens, und dieses Land befand sich gerade mit dem Gastgeber des Wettbewerb, dem Vereinigten Königreich, im Falkland-/Malvinen-Konflikt.



Auch der israelische Beitrag hatte einen kurzen Namen: "Hora" wurde von Avi Toledano gesungen und fiel auch durch seine Choreographie auf. Platz 2 war das Ergebnis.



Das einzige Lied, das von allen Mitbewerbern Punkte bekam, kam aus Belgien. Stella nahm schon zum dritten Mal am ESC teil, 1970 war sie Mitglied der niederländischen Gruppe Hearts of Soul, und 1977 gehörte sie zu Belgiens Dream Express. Diesmal sang sie "Si tu aimes ma musique" und erreichte Platz 4.



Der Titel des portugiesischen Beitrags "Bem bom" bedeutet übersetzt 'Sehr gut', kann im Kontext aber auch als das Ticken einer Uhr gedeutet werden, denn es geht im Lied darum, wie die Zeit vergeht, Die Gruppe Doce belegte Platz 13, das Lied erwies sich viele Jahre später bei Eurovisionspartys noch als Tanzflächenfüller.



Die Wertung verlief, anders als im Vorjahr, eindeutig, schon früh war klar, dass der deutsche Beitrag gewinnen würde, er bekam aus 14 von 17 möglichen Ländern mindestens 8 Punkte und hatte am Ende 61 Punkte Vorsprung auf Platz 2, sodass es im Saal für Heiterkeit sorgte, als Österreich nur einen Punkt vergab. Dass Luxemburg das Lied gar nicht berücksichtigte und daher auch gar nicht erwähnte, fiel naturgemäß nicht auf, hinzu kam, dass das Land schon sehr früh abstimmte. "Ein bisschen Frieden" traf zu Zeiten des Kalten Krieges offenbar den Nerv der Zeit, und die naiv wirkende Botschaft eines unschuldigen Mädchens war damals wirksamer als aggressive Appelle und stereotype Parolen. Nicole wiederholte ihren Beitrag nach dem Sieg in vier Sprachen und veröffentlichte es sogar in sieben Sprachen und mehreren gemischten Versionen, was ihr zusätzliche Sympathien verschaffte, das Lied wurde international ein großer kommerzieller Erfolg. Nicole wurde einer der umsatzstärksten deutschsprachigen Interpreten der 1980er und 1990er; maßgeblich am Sieg beteiligt war natürlich auch das Autorenteam Ralph Siegel/ Bernd Meinunger, das auch in den vorangegangenen drei Jahren für die deutschen Erfolge verantwortlich war.

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