Sonntag, 16. August 2020
1996
Am 18. Mai 1996 fand der ESC in Oslo statt, einer der Moderatoren war Morten Harket, Sänger der Gruppe a-ha ("Take on me"). Für die Auswahl der Teilnehmer gab es ein neues Verfahren. 30 Länder zeigten Interesse an einer Teilnahme; nur der Gastgeber, also Norwegen, wurde fest für das Finale gesetzt, alle anderen mussten sich einer Qualifikationsrunde stellen. Diese erfolgte nicht-öffentlich nur anhand von Audioversionen der Lieder, und auch die Ergebnisse blieben geheim. Nicht zu diesen Ländern gehörten, wie im Vorjahr, Italien und Luxemburg, und auch Litauen zeigte kein Interesse. Unter diesen Aspiranten war erstmals Nordmazedonien, das damals international noch die sperrige Bezeichnung 'Former Yugoslav Republic of Macedonia (FYROM)' hatte.

Nach dem Misserfolg im Vorjahr gab der MDR die Verantwortung für den deutschen Beitrag an den NDR ab, und dieser veranstaltete erstmals seit 1992 wieder eine Vorentscheidung; die bekanntesten der zehn Interpreten waren Ibo, der in den 1980ern mit "Ibiza" erfolgreich war, und die Volksmusiksängerin Angela Wiedl. Sieger wurde der bis dahin unbekannte Leon mit dem von Hanne Haller geschriebenen "Blauer Planet (Planet of blue)".



Die Enttäuschung war groß, als bekanntgegeben wurde, dass Deutschland zu den sieben Ländern gehörte, die sich nicht für das Finale qualifizieren konnten; außerdem betraf dies Dänemark, Israel, Russland, Rumänien, Nordmazedonien und Ungarn. Der dänische Beitrag "Kun med dig" wurde übrigens in der englischen Version "Paint my love", gesungen von 'Michael Learns To Rock', insbesondere in Ostasien ein Erfolg.

So fand das ESC-Finale 1996 zum ersten und bisher auch einzigen Mal ohne Deutschland statt.

Für das Vereinigte Königreich sang Gina G. das Lied "Ooh, aah, just a little bit" und hatte damit, was zu diesen Zeiten selten war, international großen kommerziellen Erfolg; selbst in den US-amerikanischen Verkaufslisten kam sie bis Platz 12. Daran gemessen ist Rang 8, den sie beim ESC belegte, eher eine Enttäuschung. Übrigens musste sie ihren Rock nach den Proben um eine Reihe der Pailletten verlängern, weil er den kritisch-moralischen Augen einiger Beobachter zu kurz war.



Frankreichs Reise ging in diesem Jahr nicht nach Übersee und blieb auch auf dem Festland, zeigte aber, dass in dem Land nicht nur Französisch gesprochen wird: Dan Ar Braz sangen ihr Lied "Diwanit bugale" auf Bretonisch. Platz 19 war das Ergebnis.



Österreich wählte für seinen Beitrag "Weil's dr guat got" den Vorarlberger Dialekt; der blinde Sänger George Nussbaumer begleitete sich selbst am Flügel und belegte Platz 10.



Für die Gastgeber, also Norwegen, sang zum vierten Mal Elisabeth Andreassen, aber erstmals trat sie als Solistin auf. Mit "I evighet" erreichte sie Platz 2. Einen Rang dahinter finden wir den schwedischen Beitrag "Den vilda", gesungen von der Gruppe One More Time, die schon durch das Lied "Highland" aus dem Jahr 1992 bekannt war.





Als alle Wertungen vergeben waren, war die Überraschung groß - bei einigen Beobachtern sicher auch das Entsetzen, denn Irland hatte wieder einmal gewonnen, zum vierten Mal innerhalb von fünf Jahren und insgesamt zum siebten Mal. Der Siegertitel "The voice" wurde von Eimear Quinn gesungen.

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