Mittwoch, 26. August 2020
2017
Am 9.5., 11.5. und 13.5.17 richtete die Ukraine den ESC zum zweiten Mal aus; wieder fand er in Kiew statt. Durch den Abend führten drei männliche Gastgeber; es war das erste Mal seit 1956, dass keine Frau bei der Moderation mitwirkte. Portugal und Rumänien kehrten zum Wettbewerb zurück, Bosnien-Herzegowina sagte aus finanziellen Gründen ab. Die Ukraine verweigerte der russischen Interpretin die Einreise, weil diese gegen nationale Visabestimmungen verstoßen hatte. Trotz mehrerer Vermittlungsversuche seitens der EBU beharrte die Ukraine auf ihrem Recht und Russland auf seiner Künstlerin, sodass auch dieses Land nicht am ESC teilnahm. Es blieb also bei 42 Teilnehmern.

Deutschland wählte nach den beiden Misserfolgen in den Vorjahren wieder ein neues Auswahlverfahren. Aus diversen Bewerbern wurden fünf Kandidaten ausgewählt, die sich in einer Fernsehshow vorstellten. Nach mehreren Abstimmungsrunden blieben zwei Künstler übrig, die beide zwei vorher ausgewählte Lieder vorstellen. Das Publikum entschied, welche Person und welcher Beitrag das Finale erreichen sollte; es wählte die beiden Titel, die von Levina gesungen wurden, und daraus dann „Perfect life“ als Sieger der Vorentscheidung. Beim ESC wurde Levina Vorletzte, es ist fraglich, ob das die Verbesserung war, die der ARD vorschwebte.



Im Finale trat das SunStroke Project nach 2010 zum zweiten Mal für Moldau an, wieder begeisterte der ‚Epic Sax Man‘ die Zuschauer, und diesmal würdigten sie dies auch mit Stimmen: „Hey Mamma“ belegte Platz 3, das war das bis dahin beste Ergebnis des Landes.



Auch Bulgarien hatte zuvor nie besser abgeschnitten: Kristian Kostov kam mit „Beautiful Mess“ auf Rang 2.



Ein besseres Ergebnis hatte sich hingegen Italien erhofft, schließlich lag „Occidentali’s Karma“, gesungen von Francesco Gabbani, bei den Buchmachern wochenlang in Führung – daran gemessen war Platz 6 sicher eine Enttäuschung.



Sehr zeitgemäße Klänge kamen aus Belgien, und so schaffte Blanche trotz ihrer etwas spröden und zurückgenommenen Art mit „City Lights“ Platz 4.



Gejodelte Töne erwartet man, wenn überhaupt, aus den Alpenländern; 2017 kamen allerdings Ilinca und Alex Florea aus Rumänien mit „Yodel it!“ auf Platz 7.



Zu einem Zwischenfall kam es während des Pausenprogramms: Beim Auftritt der Vorjahressiegerin Jamala stürmte ein Mann die Bühne und entblößte sein Hinterteil; er wurde schnell von Ordnern überwältigt. Wie sich herausstellte, war der Täter nicht, wie man aufgrund seiner Kleidung denken könnte, Australier, sondern ein ukrainischer Landsmann.



Das Wertungsverfahren verlief wie im Vorjahr; klarer Sieger wurde Portugal. Das Land nahm seit 1964 am ESC teil, hatte aber bis dahin noch nie einen der ersten fünf Plätze belegt. Der Sänger Salvador Sobral war herzkrank, sodass er während der Proben von seiner Schwester, die auch Autorin des Liedes „Amar pelos dois“ war, vertreten wurde. Während des Wettbewerb fiel er durch seine fast linkisch wirkende Gestik und Mimik auf. Bei der Wiederholung des Liedes am Ende des Abends traten die beiden Geschwister gemeinsam auf; bei seiner Ansprache zuvor machte sich Salvador Sobral nicht nur Freunde, als er die Wegwerfmusik kritisierte und Musik propagierte, die Bedeutung und Gefühl hat.

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