Sonntag, 23. August 2020
2007
Der ESC 2007 fand am 10.5. (Halbfinale) und am 12.5. (Finale) in Helsinki, Finnland, statt. Monaco, das dreimal in Folge im Halbfinale gescheitert war, blieb dem Wettbewerb wieder fern, dafür kehrten Österreich und Ungarn nach jeweils einjähriger Pause zurück; Tschechien, Georgien und nach der Auflösung des Landes Serbien und Montenegro als separate Staaten nahmen erstmals teil, wodurch sich die Anzahl der Teilnehmer auf 42 erhöhte.

In Deutschland nahmen, wie im Vorjahr, nur drei Lieder an der Vorentscheidung teil, zu den Interpreten gehörte Heinz Rudolf Kunze. Roger Cicero konnte mit "Frauen regier'n die Welt" gewinnen; seine Art, Swing mit deutschen Texten zu kombinieren, war ungewöhnlich, er war im Jahr zuvor mit "Zieh die Schuh aus" einem größeren Publikum bekannt geworden. Beim ESC sang er die letzten Zeilen des Liedes auf Englisch; das Lied belegte Platz 19.



An der Halbfinalrunde nahmen 28 Lieder teil, von denen sich nur zehn, also ein gutes Drittel, für das Finale qualifizierte. Zur Überraschung vieler Beobachter scheiterte die Schweiz, und zwar mit Platz 20 sogar recht deutlich. "Vampires are alive" wurde von DJ Bobo interpretiert, dieser war insbesondere in den 1990ern mit Liedern wie "Pray" oder "Somebody dance with me" sehr erfolgreich.



Auch ein französischsprachiges Lied aus Zypern, katalanischer Rock aus Andorra und eine Transvestienummer aus Dänemark schieden im Halbfinale aus. Im Finale überraschte die Ukraine; die Kunstfigur Verka Serduchka, hinter der sich der Komödiant Andrij Danylko verbirgt, präsentierte einen weitgehend sinnlosen Text (in dem auch einige deutsche Wörter vorkamen) zu schrillen Kostümen und aufpeitschender Musik. Dem Publikum gefiel es, "Dancing lasha tumbai" belegte Platz 2. Die Worte 'Lasha tumbai' sollen nach Angaben des Sängers aus dem Mongolischen stammen, tatsächlich ist die akustische Ähnlichkeit zu 'Russia goodbye' nicht zufällig.



Russland belegte einen Platz dahinter; die Gruppe Serebro kam mit "Song #1" also auf Platz 3.



Bulgarien erreichte erstmals das Finale und war dort mit Platz 5 erfolgreich; Elitsa Todorova und Stoyan Yankoulov sangen und trommelten "Water".



Die Türkei und Griechenland, beide schon in den Vorjahren erfolgreich, waren die einzigen beiden 'traditionellen' Länder, die sich unter den ersten 16 platzieren konnten, alle anderen Nationen in dieser Gruppe waren entweder ehemalige Ostblockländer oder Nachfolgerepubliken Jugoslawiens. Dies löste in den 'alten' ESC-Ländern einige Diskussionen aus, die Rede war von Punkteschiebereien und Diasporawertungen. Die EBU sah sich veranlasst, diesen Vorwürfen nachzugehen.

Für die besagte Türkei sang der nationale Star Kenan Doğulu; mit "Shake it up şekerim" belegte er Platz 4.



Lettland überraschte, als die Tenöre der Gruppe Bonaparti.lv ihr Lied "Questa notte" auf Italienisch vortrugen. Sie belegten Platz 16.



Ebenfalls außergewöhnlich war der rumänische Beitrag "Liubi, liubi, I love you", der von Todomondo in sechs Sprachen gesungen wurde. Platz 13 war das Ergebnis.



Bei all dieser musikalischen Vielfalt verwundert es nicht, dass eine Ballade den Sieg erringen konnte. "Motitva", gesungen von Marija Serifović, handelte, auch wenn das nicht explizit ausgesprochen wurde, von einer lesbischen Beziehung. Der Titel war das Lied Serbiens, das damit in der Geschichte des ESC das erste Land war, das gleich mit seinem ersten Beitrag gewinnen konnte; selbst 1956 war das beim allerersten Wettbewerb nicht gelungen, damals trat jeder Teilnehmer mit zwei Liedern an, und der Siegertitel war der zweite, der für die Schweiz startete. Außerdem war es seit der Sprachfreigabe 1999 das erste Mal, dass ein Gewinner komplett nicht auf Englisch gesungen wurde.

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