Samstag, 22. August 2020
2005
Die Ukraine richtete den ESC 2005 in Kiew aus, das Halbfinale fand am 19.5., das Finale am 21.5. statt. Ungarn war erstmals seit 1998 wieder dabei, außerdem nahmen Moldau und Bulgarien erstmals teil, sodass sich die Anzahl der Beiträge auf 39 erhöhte. Für Aufregung sorgte der Libanon, der sich ordnungsgemäß anmeldete und auch schon einen Beitrag nominierte. Kurz vor dem ESC fiel einem Beobachter allerdings auf, dass auf der libanesischen Homepage der Beitrag Israels nicht erwähnt wurde. Nachfragen ergaben, dass auch keine Möglichkeit bestehen sollte, das israelische Lied zu bewerten, auch von einer Ausstrahlung wolle man absehen; als Grund gab man die entsprechenden Vorschriften in der Verfassung an, nach der die Existenz Israels als Staat negiert wird. Die Spielregeln des ESC besagen allerdings, dass alle Mitbewerber gleich behandelt werden müssen und keinerlei Benachteiligungen geduldet werden. Da der Libanon dies nicht garantieren konnte, zog er seinen Beitrag zurück; wegen der Kurzfristigkeit der Absage waren eine Geldstrafe nicht genannten Ausmaßes und eine mehrjährige Sperre die Folge. Bislang hat weder der Libanon noch ein anderes arabisches Land wieder Interesse an einer Teilnahme gezeigt.

In Deutschland beendete VIVA die Zusammenarbeit mit der ARD, und die Tatsache, dass sich im Vorjahr ein vorher unbekannter Sänger gegen zahlreiche etablierte Künstler durchgesetzt hat, bewirkte, dass sich 2005 nur wenige bekannte Künstler an der Vorentscheidung beteiligten; die im Vorfeld erfolgreichsten von ihnen waren Orange Blue. Zu den Autoren gehörte Udo Lindenberg. Der Siegertitel „Run & hide“ wurde von Gracia Baur gesungen, die an der ersten Staffel der Casting-Show DSDS teilgenommen hatte. Nach der Vorentscheidung stellte sich heraus, dass ihre Plattenfirma die Verkaufszahlen manipuliert hatte; die Folge war, dass der Beitrag aus den Charts gestrichen wurde, das betraf auch den Schweizer Beitrag, der vom selben Team geschrieben wurde. Beim ESC erreichte Gracia den 24. und damit letzten Platz.



Der erwähnte Beitrag der Schweiz schnitt wesentlich besser ab: „Cool vibes“ kam auf Platz 8. Das Lied wurde von der estnischen Gruppe Vanilla Ninja gesungen.



Österreich versuchte es mit einer Mischung aus Volksmusik und Pop, die auch einige spanische Wörter enthielt; das Lied „Y así“, interpretiert von der Gruppe Global Kryner, scheiterte allerdings bereits im Halbfinale.



In der Finalrunde belegten die automatisch qualifizierten „Big Four“ die letzten viel Plätze. Besser erging es da dem Neuling Moldau: Die Gruppe Zdob şi zdub berichtete von einer „Bunica bate doba“, also von einer Großmutter, die auf die Trommel haut, und diese war auf der Bühne auch anwesend – Platz 6 war das Ergebnis.



Zwei Balladen erreichten hohe Platzierungen: Für Malta kam Chiara, die das Land schon 1998 vertreten hatte, mit „Angel“ auf Platz 2, Israel belegte mit „Hasheket shenish‘ar“, gesungen von Shiri Maimon, Platz 4.





Zwischen diesen beiden Ländern landete, quasi als Kontrastprogramm, ein rhythmischer und temporeicher Beitrag aus Rumänien. Der dritte Platz für „Let me try“, gesungen von Luminita Anghel & Sistem, war das bis dahin beste Ergebnis des Landes.



Auch der Siegertitel war für die Tanzfläche geeignet: Mit „My number one“ gewann Griechenland erstmals den ESC. Die Sängerin, Helena Paparizou, war schon 2001 als Teil des Duos Antique für das Land angetreten.

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