Donnerstag, 20. August 2020
2002
Am 25. Mai 2002 fand erstmals ein ESC im ehemaligen Ostblock statt; Estland richtete ihn in seiner Hauptstadt Tallinn aus. Die Relagationsregeln wurden wieder einmal geändert, die sieben Letztplatzierten des Vorjahres mussten pausieren, der Durchschnitt der Punktzahlen der vorangegangenen Wettbewerbe spielte keine Rolle mehr. Betroffen waren Portugal, Lettland, die Niederlande, Polen, Irland, Island und Norwegen. Allerdings beschloss die EBU im Herbst 2001, die Anzahl der Teilnehmer von 23 auf 25 zu erhöhen, wodurch Portugal und Lettland doch startberechtigt waren. Portugal sagte wegen der zu kurzen Vorbereitungszeit ab, Lettland nahm die Gelegenheit wahr und nahm teil, sodass tatsächlich 24 Länder am Start waren, darunter auch die Rückkehrer Belgien, die Schweiz, Nordmazedonien, Österreich, Rumänien und Zypern.

An der deutschen Vorentscheidung nahmen ungewöhnlich viele Lieder, nämlich 15, teil; unter den Interpreten hatten drei Deutschland schon einmal beim ESC vertreten, nämlich Joy Fleming (1975), Ireen Sheer (1978, sie sang 1974 und 1985 auch für Luxemburg) und Nino de Angelo (1989). Hinzu kamen national und teils auch international bekannte Künstler wie die Weather Girls, die Kelly Family und Bernhard Brink - für letzteren war es das sechste Mal, dass er bei einer deutschen Vorentscheidung antrat, zum internationalen ESC schaffte er es nie. Der Sieg ging an das Lied "I can't live without music", gesungen von Corinna May. Nach ihrer Disqualifikation 1999 und ihrem zweiten Platz 2000 schaffte sie es also bei ihrem dritten Anlauf, zum ESC zu fahren. Dort wurde sie als eine der Favoritinnen gehandelt, belegte aber nur einen enttäuschenden 21. Platz. Vielleicht waren einige der Zuschauer von den manchmal linkisch wirkenden Bewegungen der Sängerin irritiert, denn diese hatte darum gebeten, ihre Blindheit nicht zu thematisieren.



Ira Losco belegte für Malta Platz 2 und damit das bis dahin beste Ergebnis. Sie sang das Lied "7th wonder"



Spanien führte als erstes Land eine Casting-Show speziell für den ESC durch. Die Siegerin von 'Operación Triunfo', Rosa, wurde in Tallinn von fünf ihrer Mitbewerber begleitet; ihr Lied "Europe's living a celebration" belegte Platz 7.




Auch Jessica Garlick, die das Vereinigte Königreich vertrat, hatte an einer Casting-Show teilgenommen, nämlich an 'Pop Idol'. Ihr Lied "Come back" belegte Platz 3 beim ESC.



Der slowenische Beitrag wurde insbesondere im eigenen Land kontrovers diskutiert, denn das Lied "Samo ljubezen" wurde von drei als Flugbegleiterinnen kostümierten Männern, die sich Sestre nannten, gesungen; passend dazu trugen ihre Chorsängerinnen Männerkleidung. Slowenien belegte Platz 13.



Für Zypern startete das Lied "Gimme". Als die Reihenfolge der Auftritte im Herbst des Vorjahres ausgelost wurden, ergab sich, dass die Gruppe 'One' die Startnummer 1 hatte, was natürlich Zufall war. Bei der Platzierung wiederholte sich diese Koinzidenz nicht noch einmal, Zypern belegte Rang 6.



Überraschungssieger des Abends wurde Lettland - zur Erinnerung: Das Land hatte sich erst nachträglich für den Wettbewerb qualifiziert. "I wanna" wurde nach der nationalen Vorentscheidung wegen zu grober grammatischer Fehler textlich überarbeitet; die Aufführung beim ESC blieb wohl auch wegen des Kostümwechsels der Sängerin Marie N in Erinnerung. Ein kommerzieller Erfolg war mit dem Sieg allerdings nicht verbunden, auch, weil das Lied erst Monate später auf Tonträgern erschien.

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