Sonntag, 16. August 2020
1997
euroklaus, 17:55h
Zum siebten Mal wurde der ESC am 3. Mai 1997 in Irland ausgetragen, und zum 6. Mal war Dublin der Veranstaltungsort. Zu den Gastgebern gehörte der Sänger Ronan Keating, damals noch Mitglied der Gruppe Boyzone, die auch im Pausenprogramm auftrat.
Das Qualifikationssystem des Vorjahres hatte sich nicht bewährt, nunmehr wurde für alle teilnahmewilligen Länder ein Durchschnitt der Punktzahlen in den letzten vier (ab 1998: fünf) Jahren gebildet; die Länder mit den niedrigsten Werten mussten für ein Jahr pausieren, bekamen dafür aber ein garantiertes Startrecht im Folgejahr. Zudem wurde die Teilnehmerzahl wieder auf 25 erhöht. Belgien, Finnland, die Slowakei, Rumänien und Nordmazedonien waren aufgrund dieser Regelung nicht am Start, Israel, eigentlich teilnahmeberechtigt, fehlte wieder wegen eines nationalen Feiertags.
Mehrere Länder übten aus verschiedenen Gründen Kritik am gültigen Verfahren; ganz konkret ging es Norwegen um die Finanzierung. Dadurch, dass Deutschland im Vorjahr nicht teilnahm, musste es auch keine Teilnahmegebühr zahlen, und genau die fehlte Norwegen, das den Wettbewerb organisiert hatte. Die EBU beschloss daraufhin, dass die fünf größten Beitragszahler unabhängig von ihren Vorjahresergebnissen immer startberechtigt sein sollten; es handelte sich um das Vereinigte Königreich, Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien, diese wurden von da an als „Big 5“ (oder bei Fehlen eines der Länder „Big 4“) bezeichnet.
Andere Länder, insbesondere aus Osteuropa, bemängelten das immer geringer werdende öffentliche Interesse am ESC und die damit verbundenen schwindenden Zuschauerzahlen; dies wurde als Hauptgrund für den geringen kommerziellen Erfolg der Lieder ausgemacht. Auch hier reagierte die EBU: Versuchsweise sollten in fünf Ländern, nämlich Deutschland, der Schweiz, Österreich, Schweden und dem Vereinigten Königreich, keine Jurys, sondern die Zuschauer per Telefon abstimmen; die Hoffnung war, dass der ESC so für das Publikum wieder attraktiver würde.
In Deutschland wurde wieder eine Vorentscheidung durchgeführt, unter den Interpreten war Michelle die populärste. Der Siegertitel „Zeit“ wurde von Bianca Shomburg gesungen; sie hatte im Vorjahr die internationale Soundmix-Show gewonnen. Eigentlich hatte der Komponist des Beitrags, Ralph Siegel, dieses Lied für Esther Ofarim geschrieben, um so die deutsch-israelische Freundschaft gut 40 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges zu verdeutlichen (daher auch am Anfang die Klezmer-Klarinette); diese Zusammenarbeit scheiterte aber an einer zu hohen Voraus-Gagenforderung der Sängerin. „Zeit“ belegte beim ESC Platz 18.
Italien nahm seit 1994 nicht mehr am ESC teil und hatte das auch 1997 nicht vor; dies gefiel aber den Siegern des Sanremo-Festivals, dem Duo Jalisse, nicht. Sie überredeten eine offenbar ahnungslose Mitarbeiterin des Fernsehens, ihr Lied anzumelden, was auch geschah. Als die Verantwortlichen dies bemerkten, war die entsprechende Frist bereits verstrichen, sodass bei einer Stornierung eine Strafgebühr fällig gewesen wäre. So kam es während einer längeren Teilnahmepause Italiens zu einem einzigen Beitrag. „Fiumi di paroli“ belegte Platz 4.
Der türkische Beitrag „Dinle“, gesungen von Şebnem Paker und der Gruppe Etnic, belegte Platz 3, das bis dahin beste Ergebnis des Landes, auch dadurch, dass in den Ländern, die per Televoting abstimmten, viele türkischstämmige Mitbürger wohnten, die für das Land abstimmten, so gab es z.B. 12 Punkte aus Deutschland. Dieses Verhalten wurde damals in Fachkreisen als „Diaspora-Voting“ bezeichnet. Nichtsdestotrotz genügten die relativ wenigen Telefonabstimmungen allein natürlich nicht, um dem Land ein so gutes Ergebnis zu bescheren.
Auch Zypern schnitt überdurchschnittlich gut ab: Hara & Andreas Konstantinou kamen mit „Mana mou“ auf Rang 5.
Am Auffälligsten war das unterschiedliche Abstimmungsverhalten zwischen Fernsehpublikum und Jurys beim isländischen Beitrag: Paul Oscar beschrieb in „Min hinsti dans“ eine alternde Bühnengröße, die dem Ruhm vergangener Zeiten nachtrauert. Hierzu räkelte er sich lasziv auf einem Sofa, begleitet von spärlich bekleideten Tänzerinnen – die optische Umsetzung gefiel den Zuschauern offenbar, während die Juroren sie weitgehend ignorierten, Island belegte nur Platz 20, aber die Stimmverteilung spricht für sich: 16 der insgesamt 18 Punkte wurden von Ländern vergeben, die per Telefon abstimmten.
Das gleiche Thema behandelte auch das russische Lied „Primadonna“; gesungen wurde es von der tatsächlich nicht mehr ganz jungen Alla Pugacheva, sodass es ein wenig wie eine Autobiographie wirkte. Die Sängerin war zu Zeiten des Ostblocks in allen jenen Ländern sehr populär und beispielsweise durch gemeinsame Auftritte mit Udo Lindenberg auch diesseits der damaligen Grenzen nicht unbekannt; insofern schnitt Russland mit Platz 15 sicher unter den eigenen Erwartungen ab.
Nach 1983 belegten zum zweiten Mal gleich zwei Länder den letzten Platz mit 0 Punkten, nämlich die Lieder aus Portugal und Norwegen.
Als Wertungssprecherinnen wirkten die früheren Siegerinnen Corry Brokken und Marie Myriam mit; am Ende der Punktevergabe stand das Lied „Love shine a light“, gesungen von Katrina & the Waves, fest. Die Gruppe hatte in den 1980ern einen Hit mit „Walking on sunshine“. Das Lied erhielt 227 Punkte und hatte einen Abstand von 70 Punkten zu Platz 2, beides waren neue Höchstleistungen.
Das Qualifikationssystem des Vorjahres hatte sich nicht bewährt, nunmehr wurde für alle teilnahmewilligen Länder ein Durchschnitt der Punktzahlen in den letzten vier (ab 1998: fünf) Jahren gebildet; die Länder mit den niedrigsten Werten mussten für ein Jahr pausieren, bekamen dafür aber ein garantiertes Startrecht im Folgejahr. Zudem wurde die Teilnehmerzahl wieder auf 25 erhöht. Belgien, Finnland, die Slowakei, Rumänien und Nordmazedonien waren aufgrund dieser Regelung nicht am Start, Israel, eigentlich teilnahmeberechtigt, fehlte wieder wegen eines nationalen Feiertags.
Mehrere Länder übten aus verschiedenen Gründen Kritik am gültigen Verfahren; ganz konkret ging es Norwegen um die Finanzierung. Dadurch, dass Deutschland im Vorjahr nicht teilnahm, musste es auch keine Teilnahmegebühr zahlen, und genau die fehlte Norwegen, das den Wettbewerb organisiert hatte. Die EBU beschloss daraufhin, dass die fünf größten Beitragszahler unabhängig von ihren Vorjahresergebnissen immer startberechtigt sein sollten; es handelte sich um das Vereinigte Königreich, Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien, diese wurden von da an als „Big 5“ (oder bei Fehlen eines der Länder „Big 4“) bezeichnet.
Andere Länder, insbesondere aus Osteuropa, bemängelten das immer geringer werdende öffentliche Interesse am ESC und die damit verbundenen schwindenden Zuschauerzahlen; dies wurde als Hauptgrund für den geringen kommerziellen Erfolg der Lieder ausgemacht. Auch hier reagierte die EBU: Versuchsweise sollten in fünf Ländern, nämlich Deutschland, der Schweiz, Österreich, Schweden und dem Vereinigten Königreich, keine Jurys, sondern die Zuschauer per Telefon abstimmen; die Hoffnung war, dass der ESC so für das Publikum wieder attraktiver würde.
In Deutschland wurde wieder eine Vorentscheidung durchgeführt, unter den Interpreten war Michelle die populärste. Der Siegertitel „Zeit“ wurde von Bianca Shomburg gesungen; sie hatte im Vorjahr die internationale Soundmix-Show gewonnen. Eigentlich hatte der Komponist des Beitrags, Ralph Siegel, dieses Lied für Esther Ofarim geschrieben, um so die deutsch-israelische Freundschaft gut 40 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges zu verdeutlichen (daher auch am Anfang die Klezmer-Klarinette); diese Zusammenarbeit scheiterte aber an einer zu hohen Voraus-Gagenforderung der Sängerin. „Zeit“ belegte beim ESC Platz 18.
Italien nahm seit 1994 nicht mehr am ESC teil und hatte das auch 1997 nicht vor; dies gefiel aber den Siegern des Sanremo-Festivals, dem Duo Jalisse, nicht. Sie überredeten eine offenbar ahnungslose Mitarbeiterin des Fernsehens, ihr Lied anzumelden, was auch geschah. Als die Verantwortlichen dies bemerkten, war die entsprechende Frist bereits verstrichen, sodass bei einer Stornierung eine Strafgebühr fällig gewesen wäre. So kam es während einer längeren Teilnahmepause Italiens zu einem einzigen Beitrag. „Fiumi di paroli“ belegte Platz 4.
Der türkische Beitrag „Dinle“, gesungen von Şebnem Paker und der Gruppe Etnic, belegte Platz 3, das bis dahin beste Ergebnis des Landes, auch dadurch, dass in den Ländern, die per Televoting abstimmten, viele türkischstämmige Mitbürger wohnten, die für das Land abstimmten, so gab es z.B. 12 Punkte aus Deutschland. Dieses Verhalten wurde damals in Fachkreisen als „Diaspora-Voting“ bezeichnet. Nichtsdestotrotz genügten die relativ wenigen Telefonabstimmungen allein natürlich nicht, um dem Land ein so gutes Ergebnis zu bescheren.
Auch Zypern schnitt überdurchschnittlich gut ab: Hara & Andreas Konstantinou kamen mit „Mana mou“ auf Rang 5.
Am Auffälligsten war das unterschiedliche Abstimmungsverhalten zwischen Fernsehpublikum und Jurys beim isländischen Beitrag: Paul Oscar beschrieb in „Min hinsti dans“ eine alternde Bühnengröße, die dem Ruhm vergangener Zeiten nachtrauert. Hierzu räkelte er sich lasziv auf einem Sofa, begleitet von spärlich bekleideten Tänzerinnen – die optische Umsetzung gefiel den Zuschauern offenbar, während die Juroren sie weitgehend ignorierten, Island belegte nur Platz 20, aber die Stimmverteilung spricht für sich: 16 der insgesamt 18 Punkte wurden von Ländern vergeben, die per Telefon abstimmten.
Das gleiche Thema behandelte auch das russische Lied „Primadonna“; gesungen wurde es von der tatsächlich nicht mehr ganz jungen Alla Pugacheva, sodass es ein wenig wie eine Autobiographie wirkte. Die Sängerin war zu Zeiten des Ostblocks in allen jenen Ländern sehr populär und beispielsweise durch gemeinsame Auftritte mit Udo Lindenberg auch diesseits der damaligen Grenzen nicht unbekannt; insofern schnitt Russland mit Platz 15 sicher unter den eigenen Erwartungen ab.
Nach 1983 belegten zum zweiten Mal gleich zwei Länder den letzten Platz mit 0 Punkten, nämlich die Lieder aus Portugal und Norwegen.
Als Wertungssprecherinnen wirkten die früheren Siegerinnen Corry Brokken und Marie Myriam mit; am Ende der Punktevergabe stand das Lied „Love shine a light“, gesungen von Katrina & the Waves, fest. Die Gruppe hatte in den 1980ern einen Hit mit „Walking on sunshine“. Das Lied erhielt 227 Punkte und hatte einen Abstand von 70 Punkten zu Platz 2, beides waren neue Höchstleistungen.
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