Sonntag, 9. August 2020
1988
Zum dritten Mal fand der ESC am 30. April 1988 in Dublin statt, und erstmals seit 1979 wurde er wieder von zwei Personen moderiert. Zyperns Beitrag wurde kurz vor dem Wettbewerb wegen Vorveröffentlichung disqualifiziert, sodass 21 Teilnehmer verblieben.

Bei der deutschen Vorentscheidung trat Cindy Berger, die gemeinsam mit ihrem damaligen Mann Bert beim ESC 1974 gesungen hatte, als Solistin an, sie traf u.a. auf Bernhard Brink, Tommy Steiner und G. G. Anderson. Der Siegertitel „Lied für einen Freund“ wurde von Maxi & Chris Garden gesungen, einem Duo aus Mutter und Tochter, das im Vorjahr bereits Platz 2 der Voraussetzung belegt hatte, aber außerhalb des ESC nicht in Erscheinung trat. Meike „Maxi“ war zum Zeitpunkt des Wettbewerbs 13 Jahre alt; das Lied belegte Platz 14.



Der zum Zeitpunkt des ESC bekannteste Künstler war Gérard Lenorman, er vertrat Frankreich mit „Chanteur de charme“ und belegte Platz 10. Er war 1978 mit „La ballade des gens heureux“ international erfolgreich.



Ebenfalls 1978 hatte Scott Fitzgerald, damals im Duett mit Yvonne Keeley, einen Hit mit „If I had words“. 1988 vertrat er solo das Vereinigte Königreich mit „Go“ und belegte Platz 2. Übrigens: Auch Yvonne Keeley nahm einmal am ESC teil, sie war 1972 eine der niederländischen Chorsängerinnen.



Die belgisch-kanadische Sängerin Lara Fabian erreichte mit „Croire“ Platz 4, sie vertrat Luxemburg. International wurde sie vor allem durch „I will love again“ im Jahr 2000 bekannt.



Auch der niederländische Vertreter Gerard Joling hatte seinen größten Erfolg noch vor sich: Mit „No more bolero‘s [sic!]“ erreichte er 1989 die Verkaufslisten in mehreren Ländern. Beim ESC Kam er mit „Shangri-La“ auf Platz 9.



Wieder beendete ein Beitrag den Abend mit 0 Punkten, diesmal betraf es das Lied aus Österreich, und Spanien bewies wieder eindrucksvoll, dass es den Menschen dort nicht möglich ist, zwei Konsonanten am Wortbeginn auszusprechen. Aus Stockholm wird dort Estocolmo, und aus der Slowakei Eslovakia, nicht umsonst heißt das Land in Landesprache España. Vor diesem Hintergrund ist es nur logisch, dass La Década Prodigiosa ihr Lied „Made in Spain“ nannten, aber ‚Made in Espain“ sangen.



Bei der Wertung kristallisierte sich bald ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem Vereinigten Königreich und der Schweiz heraus, das bis zum Schluss spannend blieb: Vor der letzten Jury aus Jugoslawien hatte das Vereinigte Königreich 136 Punkte und die Schweiz 131. Als die Schweiz 6 Punkte bekam, lag sie zwar mit einem Punkt in Führung, konnte aber noch überholt werden. Erst das abschließende ‚And finally France 12 points“ brachte die Gewissheit, dass die Schweiz nach 1956 zum zweiten Mal gewann.



„Ne partez pas sans moi“ wurde von der Kanadierin Céline Dion gesungen, die in ihrer Heimat schon ein Kinderstar war und auch im französischsprachigen Raum eine gewisse Popularität hatte, darüber hinaus aber weitgehend unbekannt war – und vorerst auch blieb, der Siegertitel war nirgendwo ein kommerzieller Erfolg. Céline Dion wurde unabhängig vom ESC mit englischsprachigen Liedern bald darauf erfolgreich, „My heart will go on“ aus dem Jahr 1998 zählt zu den meistverkauften Tonträgern der 1990er Jahre weltweit.

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