Sonntag, 9. August 2020
1984
Luxemburg war am 5. Mai 1984 zum vierten Mal Ausrichtungsort des ESC; Désirée Nosbusch war mit 19 Jahren die bis heute jüngste Moderatorin des Wettbewerbs. Allerdings war sie schon seit einigen Jahren populär, schon als Zwölfjährige arbeitete sie bei Radio Luxemburg und wenig später auch für die ARD.

Deutschland blieb beim bewährten Auswahlverfahren, allerdings mit deutlich weniger bekannten Künstlern, der populärste von ihnen war Bernhard Brink – neben Mary Roos natürlich, die die Vorentscheidung gewann und so nach 1972 zum zweiten Mal international am Wettbewerb teilnahm. Ihr Lied „Aufrecht geh‘n“ handelt von den Bemühungen einer Frau, nach einer gescheiterten Beziehung wieder Selbstbewusstsein zu fassen und hatte durchaus autobiographische Züge, denn kurz zuvor zerbrach die Ehe der Künstlerin. Trotz positiver Kritiken erreichte sie beim ESC nur Platz 13.



Für Italien sang Alice, die in den Vorjahren internationale Erfolge wie „Per Elisa“ und „Una notte speciale“ hatte. Ihren Beitrag „I treni di Tozeur“, der von einer Oasenstadt in Tunesien handelt, sang sie im Duett mit dem Autor des Liedes, Franco Battiato. Die drei Chorsängerinnen stellten mit ihren Kleidern die italienische Flagge dar; bei ihrem Solo zitieren sie bruchstückhaft auf Deutsch eine Textzeile aus Mozarts ‚Zauberflöte‘, nämlich „Doch wir wollen ihn dir zeigen und du wirst...“ - die Fortsetzung „… mit Staunen seh‘n, dass er dir sein Herz geweiht“ fehlte, vermutlich aus Zeitmangel. Italien belegte Platz 5.



Der irische Beitrag „Terminal 3“, gesungen von Linda Martin, erreichte Platz 2; geschrieben wurde er vom Siegerinterpreten von 1980, Johnny Logan.



Der türkische Beitrag „Halay“ handelt von einem Tanz und wurde von der Gruppe ‚Beş Yıl Önce, On Yıl Sonra‘ gesungen, was man als eine Art Orakel werten kann, denn der Name bedeutet übersetzt ‚Fünf Jahre zuvor und zehn Jahre später‘, und sowohl 1979 als auch 1994 pausierte die Türkei mehr oder weniger unfreiwillig für jeweils ein Jahr beim ESC.



Der niederländische Beitrag „Ik hou van jou“, gesungen von Maribelle, landete punktgleich mit Deutschland nur auf Platz 13, wurde aber in seiner Heimat ein großer Erfolg; bis heute wurde er von vielen Interpreten gesungen.



Der Sieg ging zum zweiten Mal nach Schweden; die Herrey‘s bestanden aus drei Brüdern, und ihre Titelzeile „Diggi-loo, diggi-ley“ bedeutet in keiner Sprache irgendetwas.

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