Donnerstag, 6. August 2020
1979
Der ESC 1979 fand am 31. März in Jerusalem und damit erstmals geographisch außerhalb Europas statt. Zu den Moderatoren gehörte Yardena Arazi, die 1976 als Mitglied der Gruppe Chocolate, Menta, Mastik den israelischen Beitrag gesungen hatte.

Die Türkei blieb dem Wettbewerb wieder einmal fern, obwohl sie schon ein Lied ermittelt hatte; Grund war diesmal nicht der Zypern-Konflikt, sondern die Intervention einiger arabischer Länder.

Der Südwestfunk gab nach nur einem Jahr die Verantwortung für den deutschen Beitrag ab, die daraufhin auf den Bayrischen Rundfunk überging. Dieser hielt in München eine Vorentscheidung mit zwölf Liedern ab, die von verschiedenen Interpreten gesungen wurden, unter ihnen war Paola, die 1969 die Schweiz vertreten hatte, ebenso wie bekannte Künstler wie Hanne Haller, Ingrid Peters, Truck Stop, Roberto Blanco, Tony Holiday und Bernhard Brink. Der Sieger wurde im TED-System ermittelt, d.h. ausgewählte Zuschauer konnten ihre Stimmen per Telefon abgeben. Dadurch konnte der Sieger noch während der laufenden Sendung bekanntgegeben werden; es handelte sich um das Lied „Dschinghis Khan“, gesungen von der gleichnamigen Gruppe, die erst kurz vor der Sendung zusammengestellt wurde. Bekanntestes Mitglied war Edina Pop, die um 1970 herum als Solistin einige Erfolge hatte. Das Lied wurde von einigen Beobachtern kritisiert; sie waren u.a. der Meinung, dass die Textzeile „Sie trugen Angst und Schrecken in jedes Land“ bei einem deutschen Beitrag in Israel unpassend sei. Deutschland belegte beim ESC einen guten 4. Platz, und „Dschinghis Khan“ ist bis heute das einzige deutschsprachige Lied, das Platz 1 der israelischen Verkaufslisten belegte, sodass die Kritiker bald verstummten. Die Gruppe blieb in den Folgejahren mit Liedern wie „Moskau“ sehr erfolgreich.



Für ihr Heimatland Frankreich sang Anne-Marie David, die den Wettbewerb 1973 für Luxemburg gewonnen hatte. Mit „Je suis l‘enfant soleil“ belegte sie Platz 3.



Die Schweiz wurde zum dritten Mal durch Peter, Sue & Marc vertreten, und für ihren deutschsprachigen Beitrag „Trödler & Co.“ brachten sie als Verstärkung die Komödianten Pfuri, Gorps & Kniri mit. Diese hatten Schwierigkeiten, dem israelischen Zoll zu erklären, dass die mitgebrachten Utensilien wie Gießkannen und Gartenschläuche Musikinstrumente darstellen sollten. Dirigent war übrigens Rolf Zuckowski.



Beim spanischen Beitrag „Su canción“ wurde die Sängerin Betty Missiego von vier Kindern begleitet, den Caramelos, deren Text sich allerdings auf „La, la, la...“ beschränkte, vielleicht als Erinnerung an den Siegertitel 1968. Das Lied erreichte Platz 2.



Für Italien sang die Gruppe Matia Bazar, den (sehr kryptischen) Text des österreichischen Beitrags schrieb André Heller, und Dänemark zeigte mit seinem Lied „Disco Tango“, dass diese beiden Musikrichtungen nicht unvereinbar sind.



Die Wertung verlief sehr spannend, und erst durch die letzte Stimmabgabe wurde Gastgeber Israel zum zweiten Mal zum Sieger. Interessant hierbei ist, dass die entscheidenden Punkte aus Spanien kamen, das bis dahin selbst in Führung gelegen hatte. Das Gewinnerlied „Hallelujah“, gesungen von der Gruppe Milk & Honey und der Sängerin Gali Atari, wurde, anders als sein Vorgänger, ein internationaler Hit und wird von einigen Beobachtern sogar als die Eurovisionshymne schlechthin bezeichnet. Auch dieses Lied erschien international im hebräischen Original erst viel später auf Tonträger, die englische Version erreichte in vielen Ländern die Verkaufslisten.

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