Montag, 20. Juli 2020
1962
Luxemburg richtete den ESC am 18. März aus. Erstmals nahmen keine neuen Länder teil, sodass, wie im Vorjahr, 16 Beiträge teilnahmen.

Das deutsche Fernsehen war ratlos: Bislang waren die Beiträge, wie vorgegeben, „eingängig, aber anspruchsvoll und nicht kommerziell“ und wurden meist von etablierten Künstlern vorgetragen. Trotzdem blieben die Platzierungen hinter den Erwartungen zurück. So versuchte man ein neues Konzept: Nach dem Vorbild Italiens, wo seit jeher das Sanremo-Festival zur Ermittlung des ESC-Beitrags dient, wurden die Deutschen Schlagerfestspiele gleichzeitig zur Vorentscheidung. Unter den Teilnehmern waren zwei Interpreten, die bereits 1960 am Wettbewerb teilgenommen hatten, nämlich Wyn Hoop und Siw Malmkvist. Der Sieg ging aber an Cornelia „Conny“ Froboess, die trotz ihrer 20 Jahre bereits zu den erfahrenen Künstlern gehörte: Schon als Kind war sie mit „Pack die Badehose ein“ erfolgreich, als Teenager drehte sie, oft zusammen mit Peter Kraus, eine Reihe von Musikfilmen. Sie gewann die Schlagerfestspiele und damit auch das Ticket für den ESC. Ihr Lied „Zwei kleine Italiener“ war beim deutschen Publikum sehr beliebt und belegte mehrere Wochen lang Platz 1 der Verkaufslisten; Versionen in anderen Sprachen waren auch in anderen Ländern, speziell im Benelux, sehr erfolgreich; dennoch reichte es nur für Platz 6 beim ESC.



Zu den Teilnehmern gehörte auch Jean Philippe, der die Schweiz vertrat. Er hatte bereits 1959 für Frankreich gesungen und ist somit der erste, aber bei weitem nicht der letzte, der Interpreten, die für mehrere Länder (in verschiedenen Jahren) beim ESC antraten.

Belgien wurde zum vierten (und letzten) Mal von Fud Leclerc vertreten. Bis heute gibt es eine Reihe von Künstlern, die viermal beim ESC sangen – ein fünftes Mal gab es bislang noch nicht.

Überschattet wurde der Wettbewerb von einem Stromausfall, von dem insbesondere der französische Beitrag betroffen war und durch den der gesamte Saal kurze Zeit im Dunkeln lag. Geschadet hat das dem Lied nicht: Isabell Aubret gewann mit „Un premier amour“, es war bereits der dritte Sieg Frankreichs.



Das Wertungssystem wurde geändert: Weiter bestanden die Jurys aus 10 Personen, diese kumulierten aber ihre Stimmen und vergaben nur noch 3 Punkte an ihren Favoriten, 2 an den Zweitplatzierten und einen an den Drittplatzierten. Hierdurch sollte die von einigen Teilnehmern so empfundene Übermacht der französischsprachigen Lieder eingedämmt werden – das Gegenteil war der Fall: Die Plätze 1, 2 und 3 des Wettbewerbs wurden auf Französisch gesungen. Durch die geringere Anzahl von bewerteten Liedern endeten aber einige Beiträge, vier an der Zahl, mit 0 Punkten. Mir ist aufgefallen, dass alle Nullpunkter vor dem Stromausfall, die kompletten ersten fünf hingegen danach starteten, ich möchte das aber nicht bewerten.

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